Ich freue mich immer, wenn ich etwas entdecke, das zu zwei meiner Interessensgebiete passt. Calico verband Quilts und Katzen (und trotzdem mochte ich das Spiel leider nicht.) Long Shot: The Dice Game verbindet ein Würfelspiel mit Pferderennen (und ich mag das Spiel sehr.)
Als Spieledesignerin und Übersetzerin für Altnordisch und Isländisch finde ich isländische Spiele besonders spannend. Kartenspiele waren zu der Zeit, als ich in Island gelebt habe, immer präsent. Dort habe ich Patiencen legen gelernt (Meine aktuelle Lieblings-Patience ist Black Hole, spielbar online bei Solitaire Paradise). Man hat auch versucht, mir Félagsvist beizubringen, und am selben Abend noch haben wir an einem Turnier im Gemeindezentrum teilgenommen, mit Startgeld und Sachpreisen und vollem Ernst. Nicht vorbereitet war ich darauf, vor Ort nicht mehr nachfragen zu können, wenn ich mir mit den Regeln unsicher war. So habe ich einem meiner Spielpartner (man wechselt von Tisch zu Tisch und spielt immer wieder mit und gegen neue Personen) wohl den Abend versaut, als ich munter einen Stich nach dem anderen holte und dabei nicht beachtet habe, dass in dieser Partie „nóló“ galt, man also so wenige Stiche wie möglich machen sollte. Oder sagen wir so, dass etwas nicht stimmte, entnahm ich dem Gesicht meines mir unbekannten Gegenübers. Bis ich checkte, was, vergingen noch ein paar Stiche. Ah, the good old times.
Isländische Brettspiele sind mir damals leider nicht begegnet, dafür heute. Im Ludii-Portal, einem Projekt der Uni Maastricht, das dank Fördergeldern der EU ganz gut aufgestellt zu sein scheint, sind sie mit Regeln und digitaler Implementation gesammelt. Die Haupt-Quelle dafür scheint Band 2 des Buches Íslenzkar gátur, skemtanir, vikivakar og þulur von Jón Árnason und Davíd Ólafsson von 1887 zu sein, das ich früher schon aus anderem Anlass durchgeblättert habe. (Damals suchte ich einen Begriff aus dem Ringkampf Glíma.)
Die folgenden isländischen Spiele sind auf Ludii versammelt:
Að elta stelpur, „Mädchen fangen“ (wird auf einem Backgammonbrett gespielt)
Hnefatafl (aus der Familie von Tawlburdd und Tablut, was Formen von altnordisch taflborð=Spielbrett sein könnten. Hnefatafl ist verhältnismäßig gut erforscht und hat gleich mehrere digitale Implementationen.)
Kotra (wird auf einem Backgammonbrett gespielt) und eine Variante davon, Piprjáll
Mylna (im Prinzip Mühle)
Ofanfelling (wird auf einem Backgammonbrett gespielt)
Refskák, „Fuchsschach“ (wird auf demselben Brett gespielt wie Fox and Geese oder Gåsetavl)
Und diese habe ich darüber hinaus noch im oben genannten Buch erwähnt gefunden, teilweise aber nur mit Regelbruchstücken oder ganz ohne diese:
- Ólafstafl, „Olafsspiel“, vermutlich ist der Heilige Olaf gemeint (eine Art Partyspiel, bei dem ein Vers aufgesagt wird)
- Goðatafl, lose übersetzt „Fürstenspiel“ (ein Partyspiel mit Würfeln)
- Skák = Schach. Hierbei geht es vor allem um isländische Sonderregeln, welche Züge erlaubt sind, und seitenweise um spezielle Formen des Schachmatts mit zum Teil sehr derben Namen
- Dammur (im Prinzip Dame)
- Að rjúfa skjaldborg, „Schildwall einreißen“ und Að leysa frú úr tröllahöndum, „Eine Dame aus den Händen der Trolle befreien“ (werden mit Schachfiguren auf einem Schachbrett gespielt)
- Færíngartafl und Freystafl, „Spiel von Freyr“, deren Regeln verloren sind, und die Varianten von Mühle gewesen sein könnten, und die ebenfalls verlorenen Boddatafl, „Buddhas Spiel?“ und Dánumannstafl, „Totenspiel“
- Forkæringur
Ich werde die Regeln ins Deutsche übersetzen, und die Spiele probespielen, soweit sie sich rekonstruieren lassen. Sie werden dann hier nach und nach veröffentlicht.
Diese Spiele sind mit Ausnahme von Hnefatafl ausdrücklich keine „Wikingerspiele“, denn auch wenn es viele Belege für brettspielende Menschen zur Wikingerzeit in der Literatur und auch archäologische Funde gibt, die dies belegen, ist nicht bekannt, welche Brettspiele sie mit welchen Regeln spielten — außer Hnefatafl, dessen Regeln rekontruiert wurden.
Antworten