Von der Bleistiftskizze zu Pixel Art

Schritt für Schritt: So gelangt man von einer Bleistiftskizze zu einem Pixel Art Chibi
Schritt für Schritt: So gelangt man von einer Bleistiftskizze zu einem Pixel Art Chibi

An dieser Stelle („Blick ins Skizzenbuch“) stelle ich normalerweise ein kleines unfertiges oder manchmal auch fertiges Bild vor — diesmal bringt das Bildchen seine eigene Entstehungsgeschichte mit.

Eine kleine Schwimmerin friert am Strand. Wind weht ihr durchs Haar
Windy Day at the Beach: Ein Pixel-Chibi am Strand (27 Farben)

Es ist ein Pixel-Art-Chibi, das ich ohne konkreten Anlass gezeichnet habe, um die Proportionen und den Umgang mit Farben zu üben. Relativ viele meiner Spiele-Ideen (z. B. die Visual Novels mit den Arbeitstiteln „Kara/Lilya und „Hippodamia“) würden mit dieser Art Grafik gut funktionieren, also wollte ich ausprobieren, wie gut ich damit arbeiten kann.

Die Dokumentation ist auf englisch, weil ich sie zuerst in mein Portfolio auf DeviantArt gepostet habe. Deswegen die wichtigsten Dinge hier im Fließtext:

Wie man auf der Bleistiftskizze sieht, hat mein Chibi Drittel-Proportionen: Kopf, Oberkörper, Beine sind jeweils gleich hoch. Die Hilfslinien sind noch zu sehen. Sie sind unheimlich nützlich und keine Schande. Benutze immer Hilfslinien! Man kann den Kopf auch viel größer machen, aber dann kann zum Beispiel die Kleidung nicht mehr detailliert gezeichnet werden.

Ich habe meine Bleistiftzeichnung dann eingescannt, auf die gewünschte Größe gebracht und auf einer transparenten Ebene Pixel darüber gezeichnet. Dabei ist mir aufgefallen, dass mir die Frisur nicht gefällt, weil sie wenig dynamisch ist, also habe ich zwei Pferdeschwänze und vom Wind verwehtes Haar draus gemacht.

Den Schatten, den das Haar wirft, habe ich als nächstes gemacht. Schatten vergisst man schnell, aber dann wirkt die Figur platt. Am besten zeichnet man sich seine Lichtquelle ein, damit man abschätzen kann, wohin Licht fällt und wo Schatten herrscht.

Mit nur zwei Farben habe ich dann den Körper ausgemalt, für das Haar habe ich auf der Grundfarbe auch nur zwei Farben für die Highlights gebraucht (ich finde es am einfachsten, von dunkel nach hell zu kolorieren). Weil ich es immer schwer finde, Farben auszusuchen, improvisiere ich am Anfang immer und wende dann, wie man in der zweituntersten Reihe sieht, verschiedene vorhandene Paletten darauf an. Diese suche mich mir nach verschiedenen Kriterien z. B. bei lospec aus.

Bei diesem Prozess versucht die Software, in der man das Pixelbild zeichnet, die Farben der Palette auf die im Bild vorhandenen Farben zu „mappen“ (von map = (Land-)Karte). Bei Interesse kann ich gerne eine Anleitung schreiben, wie man damit arbeitet. Wie man sieht, sind die Ergebnisse ganz unterschiedlich, je nach dem, welche Palette man wählt und wieviele Farben sie enthält.

Der Hintergrund verwendet eine ähnliche Methode, aber eine andere Palette als die Figur. Ich wende eine Palette auf ein Foto an. Weil ein Foto 16700000 Farben hat, die Palette aber nur 17, entstehen scharf abgegrenzte Farbflächen. Dann habe ich den Hintergrund noch pastelliger gemacht, damit nicht das Figürchen im Vordergrund von den knalligen Farben erschlagen wird.

Zu guter Letzt wird das Chibi vor den Hintergrund gesetzt und bekommt seine Bewegungslinien, wie sie aus Comics bekannt sind. Hierbei habe ich mich nach viel Experimentieren für das Hochformat entscheiden, weil dem Himmel (als Quelle des Windes, der das Thema des Bildes ist) dadurch mehr Gewicht zufällt als dem Meer und dem Strand, die nur in der Nebenrolle sein sollen.

Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Bild. Ich wollte ein Chibi, bei dem nicht modische Accessoires oder verrückte Kleidung, sondern der Ausdruck im Vordergrund steht, und das ist mir gelungen. Mein Chibi friert und ist nicht glücklich mit seinem Strandausflug. In einem Medium wie einer Visual Novel sind  Gesichtsausdrücke sehr wichtig, und je besser es mir gelingt, diese darzustellen, desto leichter wird es sein, die Geschichte zu erzählen.

Was ich allerdings auch langsam lerne: Man sollte einen sehr guten Grund haben, Pixel Art zu benutzen, denn es ist eine zeitraubende und aufwendige Kunstform. Jeder Pixel wird von Hand gesetzt, es gibt keine weichen Linien, Schattierungen oder Andeutungen. Pixeln ist viel mehr wie Sticken im Kreuzstich als Malen. Ganz deutlich geworden ist mir das bei einer Illustration für „Kara/Lilya“, die ich in der nächsten Zeit vorstelle.


In der Rubrik „Skizzenbuch“ poste ich ein Bild aus meinem Portfolio. Das kann eine tatsächliche Skizze sein, oder auch ein fertiges Bild, entweder herkömmlich auf Papier oder digital erstellt. Die Bildrechte unterscheiden sich von Bild zu Bild.

Das obige Bild Windy Day at the Beach und die dazugehörige Prozess-Dokumentation unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne meine vorherige Zustimmung nicht verwendet werden.

Die verwendeten Paletten SLSO8 von Luis Miguel Maldonado, Ice Cream GB von Kerrie Lake, Rust von calvin, Cataclysm von Star, und Indecision von Nelson SMG können bei lospec heruntergeladen und frei verwendet werden. Ich mache meine Pixel Art mit der empfehlemswerten Software Aseprite.

Maike
Über Maike 31 Artikel
Schreibt, zeichnet, fotografiert und programmiert alles hier auf www.lanoki.de. Viele der Brett- und Computerspiele, die sie gerne spielen würde, gibt es noch nicht, deswegen designt sie sie selbst. Hat zwei tolle Ponys, die mit ihr durchs Feuer gehen (aber nicht über blaue Plastikplanen.)

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*